Dark Room by Andresky Sophie

Dark Room by Andresky Sophie

Autor:Andresky, Sophie [Andresky, Sophie]
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
Tags: Erotik
ISBN: 9783641127855
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2014-01-14T23:00:00+00:00


9 HERZDAME

»War dieses Blau mal schick? Da kriegt man ja Augenherpes.«

Die Novizin beugte sich näher zu den Fliesen und fuhr mit dem Finger über die Badezimmerwand. Sie steckte in einem Ganzkörperanzug aus Latex, der sie von Kopf bis Fuß bedeckte und auch ihr Gesicht bis auf die schmalen Schlitze über Augen und Mund verbarg. Um die Stirn trug sie eine Art Grubenlampe, die einen Lichtkegel ausstrahlte. Der kaltweiße Fleck irrte in dem kleinen Raum herum, als sie zur Badewanne hinkte. Abgesehen von dem Schein ihrer Lampe gab es nur das altersschwache Licht aus einem vergilbten Allibert-Schränkchen über dem Waschbecken.

Der Gote schleppte in derselben Aufmachung einen großen Kanister hinein. Seine Maske hatte über dem Mund einen offenen Reißverschluss, durch den er so aussah, als hätte er silbrige Reißzähne.

»Veronika heißt die Farbe. Späte Siebziger. Immer noch besser als dieses Gallegrün, das sah aus wie Katzenkotze.«

Er setzte sich stöhnend auf den Kanister. Sechs weitere reihten sich schon neben der Badewanne auf.

Die Novizin kratzte sich am Rücken. »Ich schwitze wie Sau in dem Teil. Alles klebt. Und ich seh aus wie ein verdammter Radiergummi …«

Ein Telefonklingeln beendete ihre Tirade abrupt. Der Gote durchschnitt die Luft mit der Handkante, damit sie sich leise verhielt, und presste das Handy gegen die Gummimaske.

»Herzdame, teure«, sagte er schmeichelnd, »womit kann ich dienen?« Er hörte eine Weile zu. »Wieso kennen die sich? Was haben die denn zu besprechen?« Und später: »Natürlich, aber wir sind ja immer vorsichtig, online und im Real Life.«

Er beendete das Gespräch, griff in den Plastiksack neben sich und warf der Novizin einige Handtücher mit orangenem Blumenmuster zu.

»Hab ich drüben neben der Küchenspüle gefunden. Häng die neben dem Waschbecken auf.«

Sie folgte seinen Anweisungen zwar, maulte aber wieder, der Schweiß würde ihr schon in die Schuhe tropfen, und sie hätte morgen bestimmt einen Ausschlag am Rücken.

Der Gote zwang sich, geduldig zu bleiben, seine Stimme war nur mühsam beherrscht. »Schätzchen. Du willst auch nicht, dass irgendwer deine Fingerabdrücke oder Hautschuppen findet.«

Sie lächelte ihn an. »Es wäre doch zu schön, wenn Blondie hier ganz zufällig etwas hinterlassen würde. Ein blondiertes Rapunzelhaar vielleicht.«

Er trat blitzschnell auf sie zu und hielt ihr ein Springmesser nur wenige Zentimeter unter ihr Auge.

»Du kleines Miststück tust nichts, was die Gruppe gefährdet. Eher murks ich dich ab. Und, Süße« – sie konnte seinem Blick nicht ausweichen –, »das würde mir Spaß machen.«

Sie tätschelte seinen Arm und sprach auf ihn ein, als wäre er ein aufgeregter Hund. »Schon klar, guter Gote, guter, guter Gote.«

Er schleppte zwei weitere Kanister hinein, fasste neben sich in die Wanne und stöpselte den schon etwas brüchigen Gummipfropfen in den Abfluss. Mit einer wedelnden Handbewegung zeigte er auf die Kanister: »Rein damit!«

Die Novizin hob ächzend den ersten Kanister an, stellte ihn auf der Wanne ab, kippte ihn und goss einen Schwall Blut in die Wanne.

»Tierblut?«

»Schwein.«

»Das stinkt doch bis zum Himmel, noch bevor Blondie kommt.«

Er zuckte mit den Schultern und zündete sich wieder eine Zigarette an. »Ihr Ding. Ihre Auktion. Ihr Gewinn. Ihre Regeln.« Er schnaubte. »Würde mich nicht wundern, wenn sie auch Fruchtfliegen, Maden, Egel oder so ’n Zeug mitbringt.



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